Berlin – Spreeküste

Städtebauliches Werkstattverfahren, Berlin-Lichtenberg

Den Titel ‚Berlin – Spreeküste’ des städtebaulichen Werkstattverfahrens verstehen wir als Aufforderung zu einer eingehenden Betrachtung der Beziehung zwischen Stadt und Landschaft.

Die Großstadt wird hier durch die überörtlichen Straßen Köpenicker Chaussee und Rummelsburger Landstraße repräsentiert. Sie sind bedeutende Verbindungen ins Zentrum der Stadt, bzw. verbinden diese mit den östlichen Vorstädten. Ihre Bedeutung als Magistrale wird aber auch dadurch bestimmt, dass entlang beider Straßen all jene Nutzungen aufgereiht sind, die das Leben der Großstadt bedingen und bestimmen. Diese lineare Abfolge von Wohnquartieren und Kleingärten, Industrie- und Gewerbeansiedlungen, Funkhaus und Kraftwerk erscheint uns als eine eigene Form der „Aufführung“ städtischen Lebens.

Das Funkhaus und Kraftwerk Klingenberg befinden sich in direkter Nachbarschaft, bzw. sind Teil der „Berlin-Spreeküste“. Aber nicht nur deshalb sind sie zum Leitbild unseres städtebaulichen Entwurfs für die „Spreeküste“ geworden und dies gleich in zweifacher Weise:

Zum Einen durch die Geschlossenheit ihrer baulichen Ensembles, die wir als „Fragmente der Stadtarchitektur“ sehen, zum Anderen durch ihre architektonische Ausdruckskraft und Präsenz, die maßgeblich durch das Material Backstein geprägt wird.

Landschaften/Landschaftselemente finden sich so einige entlang der Köpenicker Chaussee und Rummelsburger Landstraße zwischen Stichkanal und Kleingartensiedlung. In erster Linie natürlich die Spree, bzw. ihr Ufer. Zusätzlich stechen jedoch zwei weitere besondere Landschaftsräume ins Auge: Der „Hohe Wallgraben“ mit seiner Mündung in die Spree und ein Hafenbecken. Daneben findet man im Ufersaum der Spree und in dessen Tiefe zahlreiche, zum Teil alte und wertvolle Gehölze.

Indem Landschaften mit Begriffen charakterisiert werden, werden damit auch ihre räumlichen Charaktere benannt. Nicht anders verhält es sich mit der Bezeichnung „Spreeküste“. Sie verspricht neben einer Ufer- eine weitere, eine räumlich wirksame Kante. Erst diese macht sie räumlich als Küste erfahrbar.

Die Aufgabestellung „Berlin-Spreeküste“ heißt für uns also, eine bauliche (Raum-) Kante auszubilden, die, als Stadtkante, räumlich wirksam wird und das Spreeufer zur (Stadt-) Küste werden lässt.

Die Bauwerke, die die Köpenicker Chaussee – Stadt – mit der „Spreeküste“ – Landschaft – in Beziehung setzen und ein weiteres „Stadtfragment“ an der Köpenicker Chaussee und Spree bilden, sind Hofanlagen, die sich aus verschiedenen Gebäudeteilen zusammensetzen: Horizontalen – Zeilen,  die die Straße linear begleiten und nach innen Höfe und Straßen bilden und Vertikalen – Hochhäuser, die entlang der „Küste“ als „Landmarken“ in Erscheinung treten.

Die passende städtebauliche Antwort auf die Landschaftsräume Hoher Wallgraben und Hafenbecken ist dagegen deren bauliche Fassung. Diese entsteht aus der Aneinanderreihung von Atelier- und Studiogebäuden, die zuerst dem Lauf des Wallgrabes folgen und schließlich das Hafenbecken räumlich einfassen.

Das zentrale Ateliergebäude der Hafenumbauung ist zugleich auch Bestandteil eines weiteren Stadtfragments: Ein Ensemble, das aus der Nachbarschaft baulicher Monumente entsteht: Einer Kunsthalle, einer Veranstaltungshalle in den Umrissen der ehemaligen Maschinenhalle von Hans Heinrich Müller und einem Hotel.

Durch seine Höhenentwicklung und Ausrichtung nimmt das Hotel wiederum stadträumlich Bezug zur Hofanlage auf der anderen Seite des Wallgrabens.

In ähnlicher Weise rundet das Atelier- und Werkstattgebäude, das die Hafenbebauung im Süden abschließt, die Anlage des Funkhauses ab.

Aber nicht nur diese stadträumlich ambivalent wirksamen Bauwerke sind die Bindeglieder, die aus der Reihung morphologischer Stadtfragmente Ein städtebauliches Ganzes bilden, auch die Promenade und ihre Baumreihe tut das ihre, um einerseits die „Landschaften“ Spreeküste, Hoher Wallgraben, Hafen und Funkhausterrasse untereinander und andererseits die einzelnen Fragmente der Stadtarchitektur miteinander zu verbinden.

Nicht zu vergessen die Spree selbst, die mit der morphologischen Folge von Elementen der „StadtLandschaft“ – Stadtterrasse, Hafenanlage, Küste –  ein komplementäres Ganzes mit dem Titel „Berlin-Spreeküste“ schafft. 

Einige  allgemeine Bemerkungen zu den Bauten der Collage City:

Ein weiteres verbindendes Glied der einzelnen Stadtfragmente ist die Materialisierung ihrer Bauten aus Ziegelstein, gleichzeitig Analogie und Ergänzung der beiden vorbildhaften Anlagen Kraftwerk Klingenberg und Funkhaus.

Mit Ausnahme der Veranstaltungshalle und des Hotels sind die Raster, Gebäudetiefen und Erschließungen der Bauten so gewählt, dass Sie eine flexible Nutzung erlauben.

Einige besondere Bemerkungen über die Archigonhöfe.

Die bauliche Zusammensetzung und der Aufbau der Archigonhöfe ist städtebaulich bedingt. So ist die lineare Bebauung an der Köpenicker Chaussee 4-geschossig und passt sich auf diese Weise der gegen-überliegenden Gaswerkssiedlung an. Die 7-geschossige Hofumbauung ist durch eine „Straße“ baulich von ihr getrennt, bleibt jedoch über „Brücken“ mit ihr verbunden.

Die 7-geschossige Hofbebauung wird zur Spree hin mit 22-geschossigen Hochhäusern ergänzt, um am Ufer der Spree als Landmarken eine Stadtkante zu bilden – die „Spreeküste“.

Die Erschließung aller Bauteile erfolgt über Durchfahrten im linearen Gebäude an der Köpenicker Chaussee, dessen Länge dadurch gegliedert wird. Die Wege zur Lobby der Hochhäuser erfolgt über die Höfe, bzw. deren beidseitige Kolonnaden, die diesen Weg räumlich verkürzen.

Die Höfe zwischen den Hochhäusern werden zur „Spreeküste“ hin geöffnet, damit sich bauliche und landschaftliche Anlage miteinander verbinden.

Die Archigonhöfe mit ihren verschiedenen Gebäudeteilen und ebenso verschiedenen Außenraumbereichen sind in vielerlei Weise in Bauabschnitte unterteilbar.

Auslober*in
Archigon Köpenicker Chaussee 15 GmbH
Rang
Ein 1. Preis
Jahr
2022-23

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